Unsere Klasse 10D besuchte am 20.06.2018 das Jüdische Museum Berlin. Um 9:45 Uhr trafen wir uns in der Akademie, welche gegenüber vom Jüdischen Museum liegt, und teilten uns in vier gleichmäßige Gruppen auf.
Zunächst wurden wir auf das Zeitzeugengespräch eingestimmt und auch allgemein über den Workshop informiert. Ein Mitarbeiter erklärte uns mithilfe einer PowerPoint grob, wer die Zeitzeugin war, er nannte Daten und zeigte Dokumente. Die Klasse musste abschließend selber erkunden, was für Dokumente bei einem Menschen ausfindig gemacht werden können und auch, welche Probleme dabei entstehen. Danach wurden wir in Gruppen eingeteilt.
Unsere Gruppe leitete eine Dame, sie erklärte uns, dass jede Gruppe sich mit einem anderen Thema rund um die Judenverfolgung in der NS-Zeit beschäftigen würde. Vorerst verriet sie uns jedoch nicht, welches unseres war und ließ uns nach dem ersten Dokument, welches eine Heiratsurkunde eines gewissen Albert Rose und einer Erna Rose war, grübeln. Schließlich teilte sie uns mit: Unsere Gruppe beschäftigt sich mit dem Thema „Kindertransporte in der NS-Zeit“.
Im Laufe der nächsten anderthalb Stunden zeigte uns die Mitarbeiterin der Akademie mehrere Dokumente und Bilder. Darunter waren Ausweise der Familie Rose, Bescheinigungen, Briefe, Geburtsurkunden und vieles mehr. Um uns mit dem Thema besser auseinandersetzen zu können, haben wir eine spezifische Familie analysiert. Wie schon gesagt, hieß diese Familie Rose:
Albert Rose, der Ehemann und Vater, war Rechtsanwalt, bevor er von den Nationalsozialisten 1938 entlassen wurde. Erna Rose war arbeitslos. Ihr erstes Kind bekamen sie 1927: Beate Rose. Sie war die Person, mit der wir uns am meisten beschäftigten. Die Familie wollte ursprünglich in die USA auswandern. Da dies jedoch nicht sehr einfach funktionierte, wollten sie, dass weit entfernte Verwandte für sie bürgten, damit sie das Einreisevisum schneller bekamen. Daher haben sie diese im Mai 1938 suchen lassen. Vergebens. Die Suche fand nie ein Ende. Da die Familie aus Deutschland heraus musste, entschied sich diese, ihre damals elfjährige Tochter Beate alleine zu schicken. Dies war nach der Reichsprogromnacht am 09. November 1938 möglich, da England sich bereiterklärte, durch Hilfsorganisationen jüdische Kinder aufzunehmen. Insgesamt wurden so vom Winter 1938 bis zum September 1939 10.000 jüdische Kinder nach England und weitere 10.000 nach Holland, Schweden und Belgien transportiert. Durch den Workshop erkannten wir die einzelnen Schritte bis zur vollständigen Ausgrenzung der Juden. Zunächst begann die Namensänderung und später durfte Beate nicht einmal die Schule besuchen. Der Vater schaffte es, seiner Tochter zu folgen. Die Mutter jedoch, wurde nach Warschau deportiert und wahrscheinlich dort auch vergast. Albert Rose erklärte sie, trotz fehlender Beweise, 1948 für tot.
Diese Geschichte berührte alle in der Gruppe. Sie war ergreifend, da sie echt war. Trotz allem waren all dies nur Dokumente. Man konnte sich dadurch nicht in die Gefühle in den einzelnen Situationen hineinversetzen. Deshalb sollten wir uns auf ein Gespräch vorbereiten. Bevor wir in die 30-minütige Pause gingen, teilten sie uns mit, dass wir unser gerade gewonnenes Wissen mit den anderen teilen sollten.
Als die Pause vorbei war, war im Raum ein Stuhlkreis aufgestellt. Ein großer Sessel fiel auf, auf den sich aus Höflichkeit keiner setzte. Ein Mann lugte ein paar Mal durch die Tür, sagte hurtig einigen Schülern ein kurzes „Guten Morgen“ und verschwand dann wieder. Nach einigen Minuten kam der Mann dann schließlich ganz ruhig mit einer älteren Dame durch den Gang. Er ließ sie im großen Sessel nieder und setzte sich selbst neben ihr. Der Stuhl zu ihrer Rechten blieb zunächst leer. Schließlich begrüßte er uns alle und erklärte die Lage: Die alte Dame wäre 95 Jahre jung und hätte die NS-Zeit erlebt und vor allem überlebt. Nun lebe sie in den USA und sei für eine Woche nach Deutschland gereist, um mit Schulkindern zu sprechen. Wir sollten folglich unsere Erarbeitungen vortragen und schlussendlich Fragen zu jedem Thema stellen.
Als die Pause vorbei war, war im Raum ein Stuhlkreis aufgestellt. Ein großer Sessel fiel auf, auf den sich aus Höflichkeit keiner setzte. Ein Mann lugte ein paar Mal durch die Tür, sagte hurtig einigen Schülern ein kurzes „Guten Morgen“ und verschwand dann wieder. Nach einigen Minuten kam der Mann dann schließlich ganz ruhig mit einer älteren Dame durch den Gang. Er ließ sie im großen Sessel nieder und setzte sich selbst neben ihr. Der Stuhl zu ihrer Rechten blieb zunächst leer. Schließlich begrüßte er uns alle und erklärte die Lage: Die alte Dame wäre 95 Jahre jung und hätte die NS-Zeit erlebt und vor allem überlebt. Nun lebe sie in den USA und sei für eine Woche nach Deutschland gereist, um mit Schulkindern zu sprechen. Wir sollten folglich unsere Erarbeitungen vortragen und schlussendlich Fragen zu jedem Thema stellen.
Der Mann war Historiker und Moderater der Fragerunde. Da sie nicht mehr perfektes Deutsch sprach, übersetzte er ihr auch viele Fragen.
Jette Habelt, begann erst einmal damit die Schule und sich vorzustellen. Dann begann das erste Thema, das Schulsystem. In dem Moment, als die alte Dame anfing zu sprechen, fing die ganze Klasse an zu lächeln. Es war rührend und auch etwas emotional, ihre Erzählungen anzuhören. Zu Anfang gab es viele Fragen an sie: Was war ihr Berufsziel? War die Schule schwer? Waren sie gläubig? Zu jeder unserer Fragen hatte sie eine neue Erzählung. Es schien, als sei ihr Leben ein unendlich dicker Roman, in der man jede Seite immer nur einmal liest.
Das zweite Thema ging um die Progromnacht und wurde von David vorgetragen. Diese Erzählung war im Verhältnis zu den Schulerlebnissen sehr hart. Sie erzählte ihre Sicht der ganzen Geschichte, was das gesamte Nazi-Thema viel authentischer machte. Es war definitiv anders, als stur etwas im Geschichtsbuch zu lesen und sich krampfhaft vorzustellen, wie sich die Situationen angefühlt haben mussten.
Das dritte Thema war unseres: Kindertransporte, welches von Batoul vorgetragen wurde. Die Zeitzeugin erzählte dann vom eigenen Abschied von ihrer Mutter und ihrem Vaters und von ihrer wundervollen Zeit in England.
Schlussendlich kamen wir zum letzten Thema, den Deportationen, welches von Giuliano eingeleitet wurde. Dieses Thema war mit Abstand das schwierigste. Ihre beiden Eltern wurden deportiert und in Ausschwitz vergast. Sie sagte: „Ich war immer eine gläubige Person, doch als ich hörte, dass meine Eltern ermordet wurden, hab ich mich gefragt, wo Gott in diesem Moment war.“ Der Moment, als sie über ihre Eltern sprach, war für viele sehr erschütternd.
Zusammenfassend war es ein sehr fesselndes Gespräch mit einer Zeitzeugin, welche sehr viel und vor allem ausführlich über schwierige Dinge ihres Lebens geredet hatte. Es war mit Sicherheit ein Ausflug, der nicht nur das Schuljahr, sondern auch das ganze Leben prägt. Einem selbst muss bewusst sein, dass solche Gespräche in einigen Jahren nicht mehr möglich sein werden. Dadurch wird man auch erinnert, wie frisch das ganze Thema ist. Ihre letzten Worte, die sie uns unbedingt mitteilen wollte, bevor wir auseinander gingen, waren:
„Habt keine Angst. Es macht euch kaputt. Seid stark und kämpft für eure Ziele. Jeder einzelne von euch ist so schlau, das ist nicht selbstverständlich. Nutzt diese Möglichkeit!“
B.A., Klasse 10d